Meine Freundinnen und ich (16 Jahre) überlegen: Wann ziehe ich mich für den Sex eigentlich aus?

Diese Frage ist schwierig zu beantworten.
Alle Menschen machen das vermutlich unterschiedlich.
Und viele Menschen machen es jedes Mal anders.

Du kannst Sex haben und fast angezogen sein.
Dann fasst ihr beide euch einfach unter der Kleidung an.
Dann ist vielleicht die Hose offen.
Vielleicht wird der Rock oder das Kleid hochgeschoben.
Ihr könnt euch auch gegenseitig beim Sex ausziehen.
Zuerst die Oberteile, dann die Hosen.
Oder umgekehrt.
Oder ihr könnt euch erst streicheln und dann zieht sich jeder nackt aus.
Ihr könnt nacheinander ins Bad gehen und euch alleine ausziehen.

Jeder Mensch möchte das anders.
Es ist wichtig, dass ihr euch dabei wohlfühlt.
Es ist wichtig, dass ihr eure Bedürfnisse kennt und darauf achtet.
Passt daher gut auf, was ihr in diesem Moment braucht.
Sagt dem oder der Anderen, was ihr möchtet.
Wenn du etwas nicht ausziehen möchtest:
Das darfst du auch sagen.

Ich (16, Mädchen) habe eine feste Gruppe von Freunden und Freundinnen. Wir verbringen viel Zeit miteinander. Einer kommt mir immer wieder sehr nahe. Das will ich eigentlich nicht. Wie kann ich ihm das sagen? Wir sind doch befreundet!

Zuerst möchten wir dir sagen:
Deine Gefühle sind wichtig!
Niemand darf dir nahe kommen, wenn du das nicht magst.
Manchmal ist es aber schwierig, „Nein“ zu sagen.
Vielleicht weil du die Person gerne magst.
Vielleicht weil die anderen in deiner Gruppe ihn sehr mögen.
Vielleicht merkt er nicht, dass es dir unangenehm ist.
Du kannst ihm sagen:
Du kommst mir zu nah.
Kannst du bitte das lassen?
Ich mag das nicht.
Das muss er respektieren.

Du kannst dir auch Hilfe suchen.
Vielleicht kann eine Freundin oder ein Freund bei dem Gespräch dabei sein.
Wenn er das „Nein“ nicht akzeptiert:
Suche dir Hilfe bei Erwachsenen, denen du vertraust.
Oder du gehst in eine Beratungs-Stelle.
Hier sind Beratungsstellen: https://www.hilfeportal-missbrauch.de/nc/adressen/hilfe-in-ihrer-naehe/kartensuche.html?tx_nxshelpdesk_helpdesk%5binstitutionType%5d=21

In der Nachbarschaft wohnt ein älterer Junge, der oft zur gleichen Zeit Tram fährt wie ich (15 Jahre). Er beobachtet mich. Ich habe Angst vor ihm. Die anderen sagen: Ich soll vernünftig sein.

Wir können nicht sagen, ob du recht hast.
Manchmal stimmt so ein Gefühl.
Manchmal stimmt das Gefühl nicht.
Aber trotzdem ist das Gefühl wichtig.
Überlege dir: Was kannst du tun, um dich sicherer zu fühlen?

Vielleicht kannst du ihn fragen:
Warum beobachtest du mich?
Du kannst auch sagen:
Was möchtest du von mir?
Mir ist das Beobachten unangenehm. Ich möchte das nicht!
Vielleicht sagt er dir, was er will oder er hört dann damit auf.

Du kannst auch zu Deinen Eltern oder deiner Betreuerin sagen:
Ich habe Angst vor dem Jungen.
Er beobachtet mich.
Was soll ich tun?
Überlege in Ruhe, was richtig für dich ist..
Vielleicht wird der Junge auch richtig böse zu dir?
Sage es dann unbedingt jemandem, der dir helfen kann.

Ich (16, Mädchen) bin mit unserer Betreuerin befreundet. Ich gehe manchmal mit ihr alleine schwimmen. Die anderen Betreuer finden das nicht gut und wollen es verbieten. Warum ist das so?

Deine Betreuerin hat einen Beruf.
In diesem Beruf betreut sie Mädchen und Jungen in einer Wohngruppe.
Sie soll sich um alle Jugendlichen kümmern.

Eine Freundschaft mit dir kann bedeuten:
Dieses Mädchen kenne ich besonders gut.
Ich mag es lieber als die anderen.
Das bringt Unruhe in die Wohngruppe.
Vielleicht denkt jemand:
Die Betreuerin ist ungerecht zu den anderen Jugendlichen.

Eine Freundschaft soll gleichberechtigt sein.
Deine Betreuerin darf aber Entscheidungen für Dich treffen.
Das heißt, du bist nicht gleichberechtigt.
In Deutschland ist so eine Freundschaft „unprofessionell“.

Das bedeutet:
Deine Betreuerin sollte Beruf und Privatleben voneinander trennen.

Meine Schwester ist voll die Bitch (16, Junge). Das sage ich ihr auch. Sie hat jetzt unseren Vormund informiert. Der findet meine Sprache „sexistisch“. Der spinnt doch, oder?

Bitch heißt übersetzt: „läufige Hündin“.
Dieser Ausdruck wird leider manchmal auch für Mädchen verwendet.
Oft will jemand damit sagen, dass das Mädchen zu viele Freunde hat.
Oder dass das Mädchen schon Sex hatte.
Es ist ein sehr verletzendes Wort für Mädchen.
Dein Vormund hat recht. Solche Worte sind sexistisch.
Es gibt viele andere kränkende Worte für Mädchen.
Auch Jungen werden manchmal durch Worte verletzt.
Zu ihnen sagt man zum Beispiel „Schlappschwanz“.

Es ist egal, welche Ausdrücke jemand benutzt.
Wenn das Gegenüber gekränkt wird, ist das unfair.
Es ist gut, mit Menschen direkt zu reden.
Es ist nicht gut, sie durch Ausdrücke zu verletzen.
Deswegen sollte man sich entschuldigen.

Wenn du das Verhalten deiner Schwester nicht ok findest, rede mit ihr.
Es ist wichtig, respektvoll miteinander umzugehen.
Dazu gehört die Sprache: Sie zeigt, wieviel Respekt du vor jemandem hast.

Ein Junge aus meiner Klasse hat gesagt: „Mädchen sagen zu Sex immer erst Nein, obwohl sie Sex wollen. Sie möchten überredet werden“. Stimmt das denn?

Es gibt viele Sprüche wie diese.
Zum Beispiel: „Jungs müssen immer den ersten Schritt machen“.
Oder: „Mädchen wissen nicht, was sie wollen“.
Das stimmt oft nicht.
Manchmal denken Mädchen: Ich darf nicht gleich ja sagen.
Der Junge denkt sonst vielleicht schlecht über mich.
Trotzdem gilt: Das Mädchen sagt erst einmal nein.
Sie fühlt sich mit dir noch nicht sicher genug.

Auch beim Flirten kann es passieren, dass die Situation unklar ist.
Es ist nicht immer leicht zu verstehen, ob jemand „Ja“ oder „Nein“ meint.
Das gehört zum Flirten dazu und kann spannend sein.
Es ist wichtig, dass du aufmerksam bist.
Sonst kannst du die andere Person verletzen.

Deswegen musst du ein NEIN immer respektieren.
Niemand sollte zum Sex überredet werden.
Mädchen UND Jungen wollen ernst genommen werden.
Wenn du dir unsicher bist: Frag nach.
Das finden viele Mädchen richtig gut!
Weitere Infos findest du zum Beispiel hier: http://www.echt-krass.info/trial_error.html

Meine ehemalige Betreuerin (22) und ich (16, Junge) sind verliebt. Freunde sagen: Das ist verboten. Stimmt das? Sie arbeitet jetzt in einer anderen Einrichtung

Was deine Freunde sagen, stimmt nur zum Teil.
Verliebt sein ist nie verboten.
Anders ist es mit körperlichem Kontakt.
Eine Betreuerin darf keinen Sex mit dir haben oder dich küssen.
Du bist ihr „Schutzbefohlener“ und du bist abhängig von ihr.
Wer dich schützen soll, darf nicht mit dir Sex haben.
Auch wenn du das möchtest.
Es ist verboten.

Anders ist es, wenn sie nicht mehr deine Betreuerin ist.
Dann ist es gesetzlich nicht verboten.
Wichtig ist:
Ihr beide müsst eine Beziehung wollen.
Ihr beide müsst den Körperkontakt wollen.
Wenn ihr beide tatsächlich das Gleiche wollt, ist das ok.
Manchmal ist es aber schwierig, zu wissen: Das will ich.
Manchmal will man jemanden glücklich machen.
Dann tut man Sachen, die man selbst nicht will.
Das ist manchmal schwierig zu unterscheiden.
Vielleicht kannst du mit jemand darüber sprechen und um Rat fragen.

Mein Pate hat mir (13) ein Smartphone geschenkt. Er möchte mich zum Abschied umarmen und küssen. Bin ich unhöflich, wenn ich das nicht mag?

Du hast dich über das Smartphone sicher gefreut.

Vermutlich hast du dich für das Geschenk auch bedankt.

 

Ein Geschenk verpflichtet dich zu nichts weiterem.

Ein Geschenk soll der anderen Person Freude machen.

Wenn du deine Freude zeigen kannst, ist das schön für deinen Paten.

 

Manchmal freust du dich nicht so über ein Geschenk.

Du brauchst es nicht oder es passt nicht oder es gefällt dir nicht.

Du bedankst dich trotzdem.

Du weißt, dass es die andere Person lieb gemeint hat.

 

Das Umarmen und Küssen hat nichts mit dem Geschenk zu tun.

Es ist richtig zu sagen, dass du das nicht magst.

 

Sag am besten: Ich mag dich gerne.

Umarmen und Küssen mag ich gar nicht.

Bitte versteh das. Es ist wichtig für mich.

 

Dein Pate sollte das verstehen und respektieren.

Wenn nicht: Hol dir Hilfe von einem anderen Erwachsenen.

Ein Bekannter hat mir gesagt, dass er mich liebt. Aber ich liebe ihn nicht. Wie soll ich mich verhalten?

Das ist vielleicht traurig für ihn.

Und du findest das vielleicht auch blöd.

Vielleicht seid ihr sogar befreundet.

Trotzdem darfst du ehrlich sein.

Du darfst deutlich sagen:

„Ich bin nicht verliebt.“

 

Manchmal ändern sich Gefühle.

Vielleicht warst du vorher verliebt.

Jetzt bist du aber nicht mehr verliebt.

Das ist auch in Ordnung!

 

Du musst nichts tun, was du nicht mehr möchtest.

Dein Bekannter ist vielleicht traurig oder wütend.

Aber er muss darauf Rücksicht nehmen.

Er muss akzeptieren, dass dein Gefühl sich verändert hat.

Gefühle kann man nicht erzwingen.